Bericht von Gabriele Danco für
IN MAGAZIN
Kunst kommt wie immer nicht zu kurz, wir porträtieren beispielsweise den kreativen und positiven Pantomime Pablo Zibes, der über seinen Weg … Mehr dazu lesen Sie auf den Seiten 10 und 11 der aktuellen Ausgabe.
Wortlos stark
Der Pantomime und Schauspieler Pablo Zibes
„Nach meiner Schauspielausbildung in Buenos Aires wollte ich eine Weltreise machen und musste unterwegs Geld verdienen, da fing ich mit Straßenpantomime an“, so erklärt Pablo Zibes, wie er ohne Worte, aber mit viel Erfolg durch die Welt kommt.
Drei Monate war er schon unterwegs durch Europa, da nahm er allen Mut zusammen, schminkte sich und startete auf der Straße seine pantomimische Show. Er kannte bislang nur Auftritte im Theater, auf der Straße muss man Zuschauer anziehen und fesseln. „Das war ein kompletter Misserfolg, niemand blieb stehen, niemand hatte die Zeit, meine sorgsam erdachte Geschichte anzuschauen.“ Der junge, unerfahrene Pantomime bekam den Tipp, es als Living Doll, also als lebende Puppe zu versuchen. Und das funktionierte, die Menschen waren begeistert. So ging seine Reise weiter – sogar bis Asien. In Hongkong setzten sich die Zuschauer einfach auf die Straße, in Taipeh musste der Platz gesperrt werden, weil die Publikumsmenge so groß war. Zu der Zeit, es war 1993, war diese Kunst auf öffentlichen Plätzen, mitten unter den Menschen, noch nicht bekannt und erregte großes Aufsehen.
Pablo Zibes wird 1971 in Buenos Aires geboren, seine Eltern gehen mit ihm als Kind sehr oft ins Theater. „Bei uns gibt es an jeder Straßenecke ein Theater, heute sind es mehr als 300, man muss keine Karten reservieren, man geht einfach hin, wenn man Lust hat.“ Er besucht ein technisches Gymnasium, spielt in einer Theatergruppe und hat noch den Plan, die Drogerie seiner Eltern zu übernehmen und abends ein bisschen zu schauspielern. Nach zwei Jahren auf der Schauspielschule beschließt er, die Welt zu entdecken. In Spanien lernt er nicht nur eine fremde Kultur, sondern auch seine zukünftige Frau kennen, die aus Oberpalz stammt. Sie kommt mit ihm für ein Jahr zurück nach Argentinien.
Nach dem Umzug nach Gießen gilt es, Deutsch zu lernen, obwohl seine lautlose Kunst hier zu seiner Profession wird. Er erfreut weiter die Menschen mit Straßenkunst oder als Living Doll. Schon bald wird eine Agentur auf ihn aufmerksam, nimmt ihn in die Kartei auf und vermittelt ihn für Firmenevents, Geburtstagsfeste, Galas und Messen. Sein Ziel ist es, „Geschichte aus dem Leben zu erzählen oder aber auch mit künstlerischer Kreativität, Produkte zum Leben zu erwecken und das alles ganz ohne Worte.“ Für seine Kunst erhielt er schon zahlreiche Preise und Auszeichnungen, z.B. für das Projekt „Lebendige Kunstwerke“, das er gemeinsam mit dem Kunstmaler Manuel Hernández Bastante erarbeitete. Es wurden bekannte Gemälde auf Leinwand und Asphalt zweidimensional nachempfunden, während Pablo sich als unbeweglicher Bestandteil in das Bild einfügte.
Doch im März 2020 brach die künstlerische Welt in sich zusammen, eine Absage nach der anderen, völliger Stillstand. Doch Pablo Zibes blieb nicht lange tatenlos. Er bemühte sich um ein Stipendium des Kultusministeriums Baden-Württemberg und hatte eine großartige Idee: KunstCaching, ein Kulturprojekt, bei dem mit Hilfe von kleinen Rätseln und Spielen QR-Codes zu finden sind, die in der Nähe von Stuttgarter Kultureinrichtungen versteckt wurden. Hat man den Code gefunden, kann dieser mithilfe eines Smartphones eingescannt werden. So erscheint ein ca. einminütiges Performancevideo, das von unterschiedlichsten Künstler:innen aufgenommen wurde. Dabei sind z.B. Wommy Wonder, Erik Gauthier oder der Zauberer Topas. Eine spannende Jagd nach Stuttgarts Kunst- und Kulturschätzen, die vom Bund gefördert wurde.
Pablo Zibes hat für das KunstCaching noch mehr Pläne: „In Zukunft soll diese Projektidee auch in anderen Städten realisieren werden, um so Kunst und Kultur und vor allem den Menschen, die sie betreiben, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung zukommen zu lassen, die ihnen gebührt.“ Dazu eine 3 Route ist für dieses Jahr mit Unterstützung der Kulturamt in Stuttgart geplant.
Außerdem nutzt er diese Zwangspause ohne Auftritte und Events, um sich in seiner Kunst weiterzuentwickeln. „Ich strebe an, mich in der Kunst der Pantomime an sich zu verbessern, indem ich mich an neuen Trainings- und Probemethoden versuche. Meine Mimik, Gestik und auch Spontanität sollen sich entwickeln.“
Und noch mehr Kunstformen hat er für sich entdeckt: den Stummfilm und das Improtheater. „Ich versuche immer, neue künstlerische Wege zu gehen, um die gewisse Routine meiner Arbeit aufzubrechen, damit ich mit meinen Performances nicht auf der Stelle trete und beginne, mein Publikum zu langweilen.“ Pablo Zibes sucht sich mit neuen Ideen, Kreativität und seiner positiven Lebenseinstellung den Weg durch die Pandemie.