Pantomime Auftritt in „Ziemlich russische Freunde“
Pantomime in TV

Kunde: ARD und ORF
Regie: Esther Gronenborn
Drehbuch: Michael Vershinin, Heino V. Kronberg
Produktion: Thomas Hroch, Gerald Podgornig
Musik: Gert Wilden junior
Kamera: Birgit Guðjónsdóttir
Schnitt: Sabine Brose
Drehort: Wiesbaden
Szene mit: Anton von Lucke und Barbara Prakopenkar
Weitere Infos: Ziemlich russische Freunde

Film

Pantomime und Film scheinen auf den ersten Blick nur unter einer bestimmten Kategorie vereinbar: dem Stummfilm. Dass stummes Schauspiel aber auch heutzutage noch mit modernem Spielfilm, ja sogar mit exzentrischem, diskussionsbeladenem Dialog vereinbar ist, zeigt mein Auftritt in Esther Groneborns Film „Ziemlich russische Freunde“.
Der von ARD und ORF produzierte Film schafft durch stummes Kommentieren ein gestenreiches Bild einer brüchigen Liebesbeziehung. Als Irina (Barbara Prakopenka) und Johannes (Anton von Lucke) eine hitzige Diskussion über vermeintlich (un)entschärfte Bomben führen, steht ein unbeholfener Pantomime, verkleidet als Engelsstatue starr und stumm dahinter.
Und lauscht.

Pantomime-Aktion
 Pantomime Statue

Und verzieht (vorerst) keine Mine. Vorerst.
Denn der Streit schaukelt sich immer mehr auf, die Position als Hintergrundkulisse wird nicht mehr ausreichend und der Pantomime mischt sich stimmlos durch Gestik und Mimik ein. Dadurch kommt dem alten Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ eine ganz neue Betonung zu.
Der Fokus der Szene verlagert sich auf dem Pantomimen im Hintergrund, die Diskussion erhält durch den Gegensatz von lautem Streit und stillem Kommentieren einen humorvollen Anstrich.
Die/der Zuschauer*in wartet nur so auf die Reaktionen des Pantomimen  im Hintergrund auf das Gesagte. Das verdrehte Rollenspiel macht die einzige Person, die in der Szene vom Lautlosen lebt, zum Kommentator. Ein skurriles Bild!

Der Gegensatz zwischen lautem, aggressivem, Diskutieren und dem in weiß gekleideten, friedlichen, absolut stummen Engelchen im Hintergrund verleiht der Szene Komik.
Was braucht es, um einen professionellen Pantomimen aus der Fassung zu bringen? Anscheinend schon recht viel, denn weder hitzige Diskussionen in unmittelbrer Nähe der menschgewordenen Statue noch aggressive Handgreiflichkeiten (Irina schlägt „Amor“ nach Ende des Streitgesprächs den Bogen aus der Hand) bringen das Engelchen dazu, seine Stimme zu erheben und etwas zu sagen.
Alles, was schließlich kommt, ist ein niedergeschlagener, wütender Seufzer.

Das Sinnbild des Amors mit Bogen und Pfeil wird zum stillen, wütenden Kommentator. Manche Beziehungskrisen sind wohl auch für den römischen Gott der Liebe nicht zu retten. Ob mit Stimme oder ohne. 😉